25. August 2025

Festakt zum 250-jährigen Jubiläum der Ludwigskirche: Kirchbau mit politischer Botschaft und Mahnung


Saarbrücken. Ob Kirche politisch sein darf, wurde unlängst auf höchster Ebene der Bundesrepublik öffentlich diskutiert, freilich bezogen auf die Institution Kirche. Aber kann auch ein Bauwerk politisch sein? Diese Frage stand in Alt-Saarbrücken im Mittelpunkt. Die Evangelische Kirchengemeinde Saarbrücken-Mitte und die Stiftung Ludwigskirche haben das 250-jährige Jubiläum der barocken Ludwigskirche mit einem Festwochenende begangen. Einen Höhepunkt bildete der Festakt am Samstagabend, zu dem etwa 200 geladene Gäste und interessierte Gemeindeglieder in das frisch renovierte Gotteshaus gekommen waren.

Die Ludwigskirche wurde ursprünglich 1761 in Auftrag gegeben. Zu klein geworden war dem damaligen Fürsten Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken die direkt an der gräflichen Residenz gelegene Schlosskirche. Ein neuer Sakralbau sollte her, doch erst 14 Jahre später, am 25. August 1775, wurde die neue Ludwigskirche auf der eigens von Hofbaumeister Friedrich Joachim Stengel angelegten barocken Ludwigsplatzanlage eingeweiht. Benannt wurde sie vermutlich nach Wilhelm Heinrichs Sohn Ludwig, dem zu jenem Zeitpunkt amtierenden Grafen.
Die französischen Besatzer übergaben die „Fürstenkirche“ 1806 der örtlichen evangelischen Kirchengemeinde als Gemeindekirche. Im Zweiten Weltkrieg durch Fliegerbomben zerstört, wurde die Kirche über Jahrzehnte nach und nach wiederaufgebaut und rekonstruiert. Heute ist sie Wahrzeichen des Saarlandes, Werbeträgerin, Mahnmal für Frieden und Versöhnung sowie Kulturstätte. 

Bei allen Veränderungen blieb die Ludwigskirche jedoch über zweieinhalb Jahrhunderte eines: verbunden mit der Politik. Als Fürstenkirche und damit Symbol fürstlicher Macht eingeweiht, diente sie zwischenzeitlich auch schonmal als Wahllokal (zur Wahl des Frankfurter Paulskirchenparlaments 1848) und ist heute Nachbarin der saarländischen Staatskanzlei. Ein unmittelbarer Bezug zur Politik liegt der Ludwigskirche praktisch in ihren Eingeweiden. Der Raum sei ein politisches Programm, führte der frühere rheinland-pfälzische Justizminister Prof. Gerhard Robbers in seinem Festvortrag aus. Robbers nahm die Zuhörerschaft mit auf eine besondere Kirchenführung auf den Spuren des Verhältnisses von Kirche und Staat.

Die Ludwigskirche habe eine auch politische Botschaft, führte Robbers aus: Das Säkulare und das Sakrale im Kirchenraum seien zwar voneinander getrennt wie Altar und Fürstenloge, aber aufeinander bezogen, miteinander sprechend. Das komme nicht von ungefähr, denn „besser regieren geht nur, wenn man miteinander auskommen will“, mahnte Robbers. Die Ludwigskirche demonstriere mit ihrem Bildprogramm die „Voraussetzungen für ein gutes Miteinander“. Bildlich umgesetzt sei das in den Karyatiden, jenen Frauenskulpturen, die die Säulen der Ludwigskirche schmücken. Sie alle symbolisierten Tugenden wie Klugheit, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit oder Mäßigung. „Besser regiert“ werde, so Robbers, „wenn man sich bei jeder Entscheidung fragt, ob sie klug, gerecht, mutig und maßvoll“ getroffen sei. Der Trierer Verfassungsrechtler plädierte außerdem für Kompromissbereitschaft und eine „sprechende“ Kirche, die sich auch bei politischen Themen zu Wort melde.

Der Figuralchor der Ludwigskirche begleitete den Festakt mit Musik von Mozart, Bach und Holzbauer. Dass die Auswahl der Stücke nicht zufällig war, verriet Ludwigskirchenpfarrer Thomas Bergholz erst am Schluss: Die Titel spielten ebenfalls auf das Bildprogramm der Karyatiden an.
Tags darauf besuchten über 250 Menschen den Jubiläumsgottesdienst in der Ludwigskirche, bei dem Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, die Predigt hielt. Anschließend konnte bei strahlendem Wetter beim Alt-Saarbrücker Stadtteilfest auf dem Ludwigsplatz weitergefeiert werden.





Zurück